You’re Next, USA 2012 • Regie: Adam Wingard • Mit: Sharni Vinson, AJ Bowen, Joe Swanberg, Nicholas Tucci, Ti West • FSK: ab 18 • DVD/Blu-ray-Start: 28.03.14 • Splendid film
Ein abgelegenes Haus im Wald, eine Gruppe nicht mehr ganz so jugendlicher Opfer und drei Killer mit Tiermasken: Das Setting des amerikanischen Home-Invasion-Horrors „You’re Next“ wirkt auf den ersten Blick belanglos und generisch zusammen geschustert. Das kennt man, das hat man schon so oft gesehen. Aber Regisseur Adam Wingard (“A Horrible Way to Die – Liebe tut weh”) setzt nur zu Beginn auf bewährte Muster und liefert ein wendungsreiches und durchaus blutig inszeniertes Katz- und Mausspiel ab.
Zur Story: Das vermögende Ehepaar Aubrey und Paul Davison hat ihre vier Kinder nebst gerade gültigem Lebensabschnittspartner in ihr Haus eingeladen, um ein trautes Familienwochenende zu genießen. Nach den üblichen Geschwister-Zickereinen und dezenten Andeutungen auf familiäre Verfehlungen und erhebliche Persönlichkeitsdefizite, wird die bunt gewürfelte Truppe überraschend mit dem Tod konfrontiert. Der kommt in Form von drei Eindringlingen mit verstörenden Tiermasken, die wortlos und effektiv mit Armbrust und geradezu militärischer Präzision kurzen Prozess mit den Bewohnern machen. Warum? Das erfährt der Zuschauer nur in homöopathischen Dosen, was enorm zur Spannung beiträgt. Aber während die Familie, ohne rettende Hilfe oder Handyempfang, stetig dezimiert wird, stößt die Killerbrigade auf unerwarteten Widerstand. Die hübsche Erin, erst kürzlich mit einem der Davidson-Söhne liiert, ist überraschend geübt im Nahkampf und hat keinerlei Hemmungen sich mit Hammer und Haushaltsgeräten ihrer Haut zu erwehren.
Der kreative Splatter-Streifen entwickelt, nach einer gottlob kurz gehaltenen Einführung der Charaktere, zügig eine erhebliche Dynamik. Gut ein Dutzend potentieller Opfer bei einer Laufzeit von 95 Minuten: da stellt sich so schnell keine Langeweile ein. Klarer Höhepunkt der Speed-Version von „Kevin – Allein zu Hause“ ist die Rolle der Erin, die für den Zuschauer völlig überraschend den Spieß umdreht und den Eindringlingen die Hölle heiß macht. Die 30-jährige Sharni Vinson, bislang als Nebendarstellerin in Serien wie „NAVY CIS“ oder „Cold Case“ eher unauffällig, beeindruckt mit hartem körperlichem Einsatz. Mit geradezu erschreckender Effizienz nutzt die durchtrainiert wirkende Australierin herumliegende Alltagsgegenstände, um den Fieslingen diverse Körperteile zu zerschmettern. Das ist nicht nur extrem unterhaltsam und blutig in Szene gesetzt, sondern auch durchgehend spannend anzuschauen. Trotz schmalem Budget sind die Effekte mehr als nur solide, die Darsteller alle in der Lage sich nicht nur schreiend zu artikulieren und tatsächlich erhebliche Mühe in die Geschichte gesteckt worden. Diese ist nicht nach den ersten zehn Minuten durchschaut und kann mit einigen Wendungen und dem unvermeidlichen (aber gelungenen) Schlussgag problemlos bei der Stange halten.
Genre-Fans dürfen sich darüber hinaus über Auftritte von Adam Wingards Kollegen Joe Swanberg („Silver Bullets“) und Ti West freuen. Letzterer dürfte als Autor und Regisseur zumindest Gore-Insidern bestens bekannt sein, denn zu seiner Arbeit zählen Produktionen wie „The House of the Devil“, „Cabin Fever 2: Spring Fever“ oder „The Innkeepers“.
Ulrich Wimmeroth
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